Weit im Süden von Europa wurde in der Zeit vom 22. bis 29. Januar 2022 eine der außergewöhnlichsten Fortbildungsveranstaltungen in Medizin und Pflege zum fünfzehnten Mal durchgeführt. Die diesjährige Winterakademie auf Gran Canaria wartete mit einem breit gefächerten Programm auf, das den Gästen einen optimistischen Blick in die Zukunft der Versorgungslandschaft Deutschlands bescherte.

Sie alle, die Sie hier auf Gran Canaria sind, sind sozusagen Jubiläumsgäste“, begrüßte Prof. Dr. Volker Großkopf, der Initiator der jährlich stattfindenden Winterakademie von PWG-Seminaren und G&S‑Verlag, die rund 70 Gäste, die sich zur abendlichen „blauen Stunde“ im Restaurant-Pavillon des Hotels Corallium Dunamar in Playa del Inglés, mit Blick auf den Atlantik und die berühmten Dünen von Maspalomas, versammelt hatten. 

Denn das 2008 begonnene, einwöchige Veranstaltungsformat geht in seine nunmehr 15. Auflage. Zugleich verzeichneten Prof. Dr. Großkopf und Michael Schanz, Chefredakteur der „Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen“, eine Rekordkulisse zur Weiterbildung: Erstmals konnten bei der Winterakademie 2022 auch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte Rezertifizierungspunkte für ihre Teilnahme erwerben. Außerdem hatte mit dem „1. FIP-Kongress“ eine der Winterakademie vorgelagerte, speziell für Wundversorger zertifizierte Fortbildung vor Ort stattgefunden.

Gruppendiskussion am Pool.

Hau( p )tsache gesund

Die Dermatologin Dr. Anya Miller lenkte in ihrem Eröffnungsreferat das Augenmerk der Teilnehmer auf die Erkennung und Behandlung von Hautkrankheiten und ödematösen Veränderungen des Körpergewebes. In ihrem Vortrag ging sie auf den Aufbau der Haut mit den verschiedenen Schichten ein, sowie die Rezeption von Kälte und Wärme durch Regulatoren in der Haut – und brachte näher, wie man die Hautirritationen Fleck, Papel, Quaddel, Blase, Pustel, Schuppe, Ausschlag und Ödem unterscheidet sowie medizinisch voneinander abgrenzt.

Eine große Rolle nahm zudem das Thema Hautkrebsprävention ein. „Bereits 10 Solariumsbesuche im Leben erhöhen die Hautkrebsgefahr signifikant“, warnte sie eindringlich. Sie warb für ein einmal jährliches Hautkrebs-Screening beim Dermatologen, sowie zur Vorsicht beim Tätowieren – die Hauteinfärbungen erschwerten die Diagnose insbesondere bei den besonders bösartigen Melanomen. „In Berlin sind knapp 20 Prozent der Unter-21-Jährigen tätowiert. Diese Stellen machen eine Hautkrebsuntersuchung äußerst schwierig, sie fallen dafür im Grunde genommen aus. ‚Think before you ink‘, ist die Devise“, so Miller.

Hoffnungsträger „Quartier“

Wie können die sozialen, pflegerischen und medizinischen Strukturen nachhaltig weiterentwickelt und demografiefest gestaltet werden? Torsten Anstädt, der Mitgründer und Geschäftsführer des humaQ-Instituts erteilte den Teilnehmern der diesjährigen Winterakademie hoffnungsstiftende Informationen. 

Anstädt führte die Zuhörerinnen und ‑hörer am 3. Tag der Winterakademie in die Wunderwelt von Künstlicher Intelligenz und dem begeisternden Konzept des Pflege-Quartiersmanagements ein. Letzteres demonstrierte er am Beispiel der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden: Pflegedienste, aber auch Handel und Dienstleister, Sozialraum-Management und weitere Partner schließen sich auf genossenschaftlicher Basis in Quartieren zusammen; die Pflegedienste konzentrieren sich auf diese „Wabe“, anstatt – wie häufig bisher – Kundschaft im ganzen Stadtgebiet zu haben. „Das Quartier ist dabei nicht der Stadtteil, sondern der Sozialraum, der Kiez, in dem du lebst“, erläuterte Anstädt. Er ist überzeugt, dass die Quartiere ein fester Bestandteil der zukünftigen Versorgung sein werden – in medizinischer, pflegerischer und sozialer Hinsicht.

Blick in das Plenum der Winterakademie.

Der Kreislauf des Blutes

Rund um Venenleiden wie Krampfadern und Thrombose, und deren bestmögliche Versorgung, drehte es sich beim Vortrag „Die Vene – Spiegel unseres Lebenswandels“ von Dr. Erika Mendoza, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Generalsekretärin der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP), die seit 1997 eine Venenpraxis in Wunstorf bei Hannover betreibt. Sie legte den Unterschied zwischen verschiedenen Venenleiden dar.

Bei Verdachtsfällen auf Thrombose sei nach einem Vier-Schritte-Vorgehen zu verfahren – mit der Kompressionsbandage der Wade, Antikoagulation in therapeutischer Dosis und dem Einleiten der Diagnosesicherung als ersten akuten Schritt, gefolgt von einer genauen diagnostischen Abklärung, der mehrmonatigen Behandlungsphase und schließlich der lebenslangen Rezidiv-Prävention. „Übrigens hatte ich allein in meiner Praxis 38 Thrombosefälle nach einer Corona-Impfung“, so Mendoza. „Allerdings verursache natürlich auch Corona an sich Thrombosen.“

Dr. Christian Mau und Prof. Dr. Volker Großkopf bei der NIS.

Demenz ergründen

Kann man sich dem Thema Demenz durch Selbsterfahrung nähern? Judith Ebels Antwort am Abschlusstag der Winterakademie lautete: Jawohl, das geht! Die Pflegeexpertin aus Meerbusch gestaltete mit den Teilnehmern ein Planspiel, in dem die Anwesenden in die Rolle von Demenzpatienten rückten. „Wir müssen versuchen, das Denken, Fühlen und Erleben des Menschen mit Demenz zu ergründen. Wie erlebt er sich selbst, andere und die Welt; was sind die Gründe und die Funktion des jeweiligen Verhaltens, was wird kompensiert, welche inneren Antriebe erklären es?“ Unter ihrer Anleitung gelang es den Teilnehmern sich per Bild in die Rolle von dementen Senioren zu versetzen. Eine Erfahrung, die viele der Anwesenden nachhaltig beeindruckte. 

Ein medizinisches Highlight gab es zum Schluss: Der Osteopath Dr. Christian Mau gab praktische Demonstrationen seiner Heilkunst per Hand – Initiator Prof. Dr. Volker Großkopf und weitere Interessierte konnten sich von ihm mittels eines manuellen Behandlungskonzeptes, dem sogenannte Neurologischen Integrationssystem (NIS), ihre Verspannungen und Blockaden lösen lassen. 

Zurück auf Los – dies ist das Motto der nächsten Winterakademie, welche vom 22. bis zum 29. Januar 2022 auf Gran Canaria stattfinden wird. Die Tagungslegende findet ihre Fortsetzung.

Sonnenuntergang auf Gran Canaria.

Zum 14. Mal treffen sich die maßgeblichen Protagonisten des Gesundheitswesens unter der Sonne Spaniens und diskutieren mit den ausgewiesenen Referenten im interprofessionellen Austausch über neue Wege in Medizin und Pflege. Erstmals in der Geschichte der Winterakademie sind ärztliche Fortbildungspunkte beantragt.

Ferner findet der Winterakademie vorgelagert am 20. und 21. Januar der erste FIP-Kongress im Kongresszentrum Maspalomas statt. „Grenzen sprengen – Wunden heilen“ ist das Thema dieser Veranstaltung, bei welcher die Wundversorgung aus den unterschiedlichsten Perspektiven beleuchtet wird. Wichtig! Alle Teilnehmer erhalten für den Besuch des Kongresses 8 Rezertifizierungspunkte der Initiative Chronische Wunden.

Auch Prof. Dr. Volker Großkopf wird referieren

Aufgrund der terminlichen Platzierung haben Sie die Möglichkeit beide Veranstaltungen zu besuchen und Ihren Aufenthalt so abwechslungsreich, informativ und interessat wie möglich zu gestalten.

Sollten Sie Wünsche oder Fragen haben, wird sich die großartige Stephanie Brüggen Ihrer vertrauensvoll annehmen.

Übrigens: Nicht nur sind die Kosten weiterhin voll steuerlich absetzbar. Mit dem § 8 Absatz 7 SGB XI können Sie sich die Teilnahme Ihrer Mitarbeiter auf der Winterakademie zusätzlich bis zu 50 Prozent fördern lassen. Das macht es Ihnen noch leichter sich bei verdienten Mitarbeitern mit einem absolut einmaligen Inzentiv zu bedanken.

Freuen Sie sich auf dieses einzigartige Erlebnis. Wir freuen uns auf Sie.

Liebe ehemalige und zukünftige Teilnehmerinnen und Teilnehmer,

die Winterakademie auf Gran Canaria ist seit nunmehr über 10 Jahren die attraktivste Destination für Pflegeexperten und Interessierte des Gesundheitswesens in ganz Deutschland. Prof. Dr. Volker Großkopf und sein Team haben auch für den Januar 2021 wieder ein einmaliges Programm mit den renommiertesten Experten zu den aktuellsten Themen zusammen gestellt. Das ausführliche Programm mit Informationen zu den Dozentinnen und Dozenten finden Sie hier.

(v.l.n.r.): Prof. Dr. Volker Großkopf, StS Andreas Westerfellhaus, Prof. Gertrud Hundenborn, Dr. Jan Basche.

Gerne nimmt unser Tagungsbüro Ihre Anmeldung per Post, per Mail, per Fax oder telefonisch entgegen. Falls Sie Freunde und Kollegen haben, mit denen Sie dieses ganz besondere Erlebnis auch teilen möchten, sind diese natürlich eingeladen, sich mit Ihrer Anmeldung ebenfalls an uns zu wenden.

Übrigens: Nicht nur sind die Kosten weiterhin voll steuerlich absetzbar, sondern mit dem § 8 Abs. 7 SGB XI können Sie sich diese zusätzlich bis zu 50% fördern lassen. Dies macht es Ihnen noch leichter sich bei verdienten Mitarbeitern mit einem absolut einmaligen Inzentiv zu bedanken.  Weitere Informationen finden Sie hier.

Sie haben kein Ausfallrisiko. Sollte die Winterakademie der Coronapandemie zum Opfer fallen, werden unsererseits keinerlei Kosten erhoben. Mithin entsteht die Fälligkeit unserer Rechnung nur dann, wenn die Winterakademie am 23. Januar 2021 tatsächlich stattfinden wird.

Freuen Sie sich auf Gran Canaria! Wir freuen uns auf Sie

Mit besten Grüßen

Ihr
Team der Rechtsdepesche

Bereits zum 13. Mal fand die Winterakademie auf Gran Canaria im sonnigen Maspalomas statt, in diesem Jahr unter dem Motto „Die Zukunft der Pflege“. 

Für eine Woche begaben sich rund 70 Teilnehmer Ende Januar nach Gran Canaria, um bei der diesjährigen Winterakademie 2020, einer Fortbildungsveranstaltung für Pflegende und Fachkräfte des Gesundheitswesens, dabei zu sein. In diesem Jahr war die Teilnehmerzahl höher denn je. Kein Wunder, denn die Winterakademie hielt einen überaus bunten Strauß an Vorträgen zu Themen bereit, die brandaktuell sind, die einen Blick in die Zukunft wagen und die unter den Nägeln brennen. 

Ein Highlight war die Anwesenheit des Staatssekretärs Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, der die gesamte Woche begleitete und mit seinem Vortrag einen Einblick in das aktuelle pflegepolitische Geschehen gab. Darüber hinaus wurden den Teilnehmern spannende Vorträge zur Pflegeberufereform, zum Erfolgsmodell Buurtzorg aus den Niederlanden, zu aktuellen Entwicklungen und Neuerungen der Pflege 4.0 sowie zu neuen Möglichkeiten der Patienten- und Bewohnerversorgung geboten.

Gruppenbild
Die Teilnehmer der Winterakademie 2020.

Wie Ernährung unsere Gesundheit beeinflusst

Letzterem Thema galt der Auftakt: Welchen Einfluss hat die Ernährung auf unseren Körper, auf unsere Gesundheit und wie können Mikro- und Makronährstoffe präventiv, aber auch als komplementäre Therapiemöglichkeit eingesetzt werden? – darüber informierte Joachim Lennefer die Teilnehmer. Der Dipl.-Pflegewirt ist zugleich zertifizierter Experte für Mikronährstoffmedizin in der Praxis und konnte daher verständlich die Wirkweisen von Makro- und Mikronährstoffen vermitteln und das Bewusstsein über deren Einfluss auf Körper, Geist und Seele schulen. Dazu unternahm er eine Reise in die Biochemie, in die menschliche Zelle, wo der Stoffwechsel stattfindet. Diese Zusammenhänge zu verstehen sei wichtig, so Lennefer, getreu nach dem Motto „knowledge empowers“. Das Wissen könne in den eigenen Lebensstil integriert werden, um sich selbst fit zu halten und vor Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Demenz zu schützen. Ein großes Problem bei der Ernährungszufuhr, gerade auch bei Diäten, sei ein falsches Verhältnis von Kohlenhydraten und Fett- bzw. Eiweißanteilen. Lennefer ist sich daher sicher: „Diäten machen dick, sie werden sogar als Risikofaktor zur Entwicklung einer Adipositas eingestuft.“ Die Erkenntnisse der orthomolekularen Medizin können aber nicht nur im eigenen Alltag umgesetzt werden, sondern sollten Lennefer zufolge auch unbedingt Beachtung im Zusammenhang mit Medikamenten finden. So werde oftmals nicht berücksichtigt, dass beispielsweise die Einnahme eines Magensäureblockers wie Omep zu einem intrazellulären Mangel an Magnesium, Zink und Vitamin B12 führt. Diese Mikronährstoffe müssten also in diesem Fall zusätzlich zugeführt werden.

Staatssekretär Andreas Westerfellhaus mit positivem Blick in die Zukunft

Ein besonderer Akzent wurde bei der diesjährigen Winterakademie durch den thematischen Fokus auf aktuelle pflegepolitische Vorhaben und Entwicklungen gesetzt. So hat Staatssekretär Andreas Westerfellhaus, Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung, in seinem Vortrag Einblick in seine pflegepolitischen Ansichten und Ziele gegeben. Dabei verdeutlichte er ganz klar, dass der Fachkräftemangel sowie die Verbesserung der Rahmenbedingungen in der Pflege, aber auch Bereiche wie der Ausbau der Kurzzeitpflege für ihn oberste Priorität in seiner politischen Arbeit haben. Hier sei es vor allem Ziel, mehr Angebote zur Kurzzeitpflege zu schaffen sowie das Antragsverfahren für Betroffene zu vereinfachen, da die Leistungen, die ihnen zustehen, nach wie vor nur in geringem Maße beansprucht werden. Dazu brauche es auch eine Pflegeberatung, an die sie sich im Falle eines Pflegebedarfs wenden können. Doch gerade der Pflegepersonalmangel bereite ihm „Kopfzerbrechen“, erklärte Westerfellhaus den Teilnehmern. Für Lösungen arbeitet er eng mit dem Bundesgesundheitsminister, Jens Spahn, zusammen. Von Klagen über diesbezügliche Versäumnisse in der Vergangenheit hält der Pflegebevollmächtigte aber nichts. Um vorwärts zu kommen, müsse „jetzt etwas passieren“ und auch wenn die Ungeduld groß ist, könne Schritt für Schritt etwas verändert werden.

Besonderes Augenmerk legte er auf die Konzertierte Aktion Pflege, deren Ergebnisse im Juni 2019 vorgestellt wurden. Oftmals, so Westerfellhaus, werde ihm entgegnet, dass all dies keine neuen Ideen seien. Doch er ist überzeugt: Dieses Mal ist es anders, „dieses Mal haben alle unterschrieben“. Entscheidend sei, dass man sich damit auf einen Prozess geeinigt hat, in den man zusammen eingestiegen sei und an dem man nun fortlaufend arbeiten wird. Vorgesehen ist eine Reihe von Maßnahmen, wie etwa die Schaffung von 10% mehr Ausbildungsplätzen, die natürlich auch 10% mehr Auszubildende in der Pflege fordern. Dazu – und darin sehe der Pflegebevollmächtigte eine der großen Stellschrauben – müssen die Rahmenbedingungen in der Pflege zwingend verbessert werden. Viele der Pflegefachkräfte sind nämlich genau wegen der schlechten Rahmenbedingungen aus dem Beruf ausgestiegen, können sich eine Rückkehr jedoch vorstellen, wenn diese besser würden. Zuletzt brachte der Pflegebevollmächtigte den Teilnehmern noch eine wichtige Botschaft nahe: Ihm sei es wichtig, die Verbesserung der Pflegesituation in Deutschland auch als eine gemeinschaftliche Aufgabe zu sehen.

Nach dem Vortrag hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Pflegebevollmächtigten, Prof. Gertrud Hundenborn und Dr. Jan Basche Fragen zu stellen und mit ihnen Lösungsansätze zu diskutieren. Für Westerfellhaus hielt der Tag noch einen weiteren Programmpunkt bereit. Gemeinsam mit den Veranstaltern der Winterakademie, Prof. Dr. Volker Großkopf und Michael Schanz, traf er sich mit dem Generalkonsul von Gran Canaria, Wolfgang Schwarz, um sich über Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Pflege in Spanien und Deutschland konstruktiv auszutauschen.

Volker Großkopf, Andreas Westerfellhaus, Gertrud Hundenborn, Jan Basche
(v.l.n.r.): Prof. Dr. Volker Großkopf, StS Andreas Westerfellhaus, Prof. Gertrud Hundenborn, Dr. Jan Basche.

Die Generalistik verschafft der Pflege ein neues Berufsprofil – Prof. Hundenborn zur Pflegeberufereform

Dem pflegepolitischen Diskurs schloss sich auch Prof. Gertrud Hundenborn mit ihrem Vortrag zur Pflegeberufereform an. Prof. Hundenborn, die die Pflegeforschung in Deutschland maßgeblich geprägt und die Ausbildungsinhalte der neuen generalistischen Pflegeausbildung entscheidend mitgestaltet hat, blickt bereits auf eine lange Geschichte des Reformprozesses zurück: Schon 1995 kam die erste Anfrage, ob sie bei der Entwicklung eines Modellversuches für eine generalistische Pflegeausbildung mitwirken wolle; nun mit Beginn des Jahres 2020 ist das Gesetz in seinen wesentlichen Bestimmungen in Kraft getreten. Die Generalistik hält eine Reihe von Neuerungen für den Pflegeberuf bereit, schließlich geht mit der neuen Pflegeausbildung ein neues Berufsprofil samt neuer Berufsbezeichnung einher: Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner werden künftig nicht mehr Lebensalter‑, sondern Settingspezifisch ausgebildet.

Gezielt hat Prof. Hundenborn fünf Innovationen herausgegriffen. So sind beispielsweise die Vorbehaltsaufgaben der Pflegeberufsgruppe neu geregelt und stellen, so Hundenborn, eine historische Errungenschaft dar. Wer diese Aufgaben außer der vollständig generalistisch ausgebildeten Fachkräfte übernehmen darf, ist jedoch differenziert zu betrachten. Gekonnt hat Prof. Hundenborn den Teilnehmern diese Neuerungen nähergebracht und mit ihnen anhand praxisorientierter Fallbeispiele diskutiert.

Vorbild Holland: Das Erfolgsmodell der ambulanten Pflege „Buurtzorg“ ist in aller Munde

„Man gibt mir meinen Beruf zurück.“ Diesen Satz hat Johannes Technau, Geschäftsführer von Buurtzorg Deutschland, nun schon öfter gehört. Buurtzorg ist das Erfolgsmodell der ambulanten Pflege aus den Niederlanden, das sich dort mittlerweile zum größten ambulanten Dienst entwickelt hat. Und auch hierzulande wird es bereits erfolgreich in Modellprojekten erprobt und ist mittlerweile international verbreitet. Selbstorganisiert und hierarchiefrei arbeiten Pflegeteams von maximal 12 Personen zusammen, für die Pflege ihrer Patienten nehmen sie sich die Zeit, die benötigt wird. Eine Pflegedienstleitung gibt es nicht. Die Aufgaben, die von ihr übernommen werden würden, werden auf die Teammitglieder verteilt. So lässt sich das Konzept in seinen Grundzügen beschreiben, doch dahinter steckt noch mehr.

Buurtzorg heißt übersetzt so viel wie „Nachbarschaftspflege“ und der Name ist Programm. Denn ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Pflegenden bei Buurtzorg ist es, Angehörige, Freunde und Familienmitglieder – also das informelle Netzwerk – der pflegebedürftigen Menschen mit in den Pflegeprozess einzubeziehen und Beziehungspflege zu betreiben. Auf diese Weise gelingt es, die Selbständigkeit der Pflegebedürftigen so lange wie möglich zu erhalten, sie am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen und ihren pflegerischen Bedürfnissen gerecht zu werden. Das Konzept stützt sich auf die Vision einer „inspirierenden Pflege“, erklärte Technau den Teilnehmern. Vertrauen, Autonomie, Zusammenarbeit, Kreativität und Einfachheit sind die Leitprinzipien, nach denen gearbeitet wird.

Auf Staunen stieß er vor allem, als er das Organigramm präsentierte: Hinter 15.000 Pflegekräften stehen 50 Mitarbeiter im Backoffice, 21 Coaches und 2 Directors; von Pfeilen, die eine Hierarchie erkennen lassen würden, keine Spur. Managementstrukturen werden auf ein Minimum reduziert und stattdessen auf die Selbständigkeit des Einzelnen und der Teams gesetzt. „Wir sind kein theoriegeleitetes, neumodernes Unternehmen im klassischen Sinne, wir erschließen uns alles aus logischer Evidenz“, so Technau weiter. Natürlich gebe es auch noch viele offene Fragen und Herausforderungen, denen man sich stellen müsse, auch rechtlicher Natur. Es gehe auch nicht darum, Buurtzorg als einziges ambulantes Pflegemodell in Deutschland zu etablieren. Doch bislang kann der Geschäftsführer von Buurtzorg Deutschland durchaus positive Bilanz ziehen: Insgesamt werden Arbeitsstunden je Patient sogar eingespart und die Mitarbeiterzufriedenheit sei hoch, Fluktuation gebe es kaum. Eines ist Johannes Technau in jedem Fall gelungen: Seinen positiven Spirit und die Überzeugung einer inspirierenden Pflege konnte er auf die Teilnehmer übertragen und ihnen zeigen, dass es sich manchmal lohnt, alte Strukturen zu hinterfragen und neue Wege zu gehen.

Möglichkeiten und Chancen der Pflege 4.0

Dem Motto „Die Zukunft der Pflege“ programmatisch folgend hat Dr. Jan Basche Möglichkeiten im Bereich der Pflege 4.0 zur Entlastung und Unterstützung pflegerischer Tätigkeiten dargestellt. Dabei ging es ihm nicht um mittlerweile längst bekannte und etablierte Systeme der Digitalisierung, sondern um Hilfesysteme und Subsysteme, die etwa in die Bereiche Smart Living oder Ambient Assisted Living (AAL) fallen. Sie können – neben vielen weiteren Lösungsansätzen und Stellschrauben – eine Antwort auf die Frage sein, wie die pflegerische Versorgung hierzulande optimiert werden kann. Der Psychologe und Geschäftsführer mehrerer ambulanter Pflegedienste tastete sich feinfühlig gemeinsam mit den Teilnehmern an die Thematik heran und präsentierte ihnen viele Beispiele, die auf dem Markt der Pflege 4.0 zur Verfügung stehen: Die Möglichkeiten reichen hier von Körperprothesen mit Sensorikausstattung, über im Wohnbereich integrierte Bewegungsmelder bis hin zu Telenursing und Kuschelrobotern (Paro). Dr. Basche räumte ein, dass bei der Frage nach Chancen und Risiken der Pflege 4.0 auch immer die Frage nach dem Selbst- und Fremdbild der Pflege und Pflegenden berücksichtigt werden müsse. Doch auf Ablehnung ist man hier unter den Teilnehmern kaum gestoßen. Sie waren sich einig, dass viele dieser Hilfesysteme eine gute Ergänzung im pflegerischen Alltag und vor allem eine Bereicherung für die pflegebedürftigen Menschen sein können.

Das Motto für die Winterakademie 2021 steht bereits: „Nicht ärgern, sondern fairändern“

Abgerundet wurde die Woche mit einem Gruppen-Coaching unter der Fragestellung, wie sich für Personal in Medizin und Pflege Familie und Beruf vereinbaren lassen – geleitet von Christine Kaiser, Trainerin und systemischer Coach für Kommunikation und Prozessbegleitung im Gesundheitswesen.

Veranstalter Prof. Großkopf zeigte sich am Ende der Winterakademie überaus zufrieden: „Ich freue mich, dass die Winterakademie erfolgreich zu Ende gegangen ist und habe den Eindruck, dass die Teilnehmer viel mit nach Hause nehmen konnten.“ Warum alljährlich der weite Weg bis auf die Kanaren auf sich genommen wird, hat übrigens auch einen Grund, den Großkopf verriet: „Wir wollen die Teilnehmer gänzlich aus ihrem beruflichen und persönlichen Alltag herausholen, damit sie sich hier völlig den Inhalten der Fortbildung öffnen und miteinander in einen konstruktiven Dialog treten können. Dadurch, dass wir hier eine ganze gemeinsame Fortbildungswoche miteinander verbringen, entstehen zahlreiche themenbezogene Gespräche untereinander, die sonst nicht stattfinden würden und von denen viele, viele Teilnehmer schon profitiert haben.“

Die kommende Winterakademie wird vom 23. bis 30. Januar 2021 unter dem Motto „Nicht ärgern, sondern fairändern“ stattfinden. Seit März 2019 besteht außerdem die Fördermöglichkeit für Schulungen und Weiterbildungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Pflege, Familie und Beruf, gemäß § 8 Abs. 7 SGB XI. Diese werden bis zu 50% gefördert.